Woher nehmen Sie die Anregungen für Ihre Bücher?

Aus dem Leben rundum, Alltagsereignissen, einer Begegnung, ja, manchmal reicht ein Gesichtsausdruck eines/einer Unbekannten und inspiriert mich zu einem Text.

 

Haben Sie alles selbst erlebt, was Sie beschreiben?

Um Himmels Willen! Zu meiner Freude, nein. Da müsste ich ja tausend Leben leben.

 

Erkennen sich manchmal Leute in ihren Figuren wieder?

Das versuche ich tunlichst zu vermeiden. Denn die Figuren, die ich entwickle, haben etliche Facetten mehr als die wirklichen Menschen, die mich angeregt haben, sie in eine Geschichte zu setzen. Meine Figuren haben oft einen Mangel, eine unsichtbare Narbe, ein dunkles Geheimnis, Verletzungen, die ich keinem Menschen wünsche.

 

Wissen Sie immer am Anfang eines Buches schon, wie die Geschichte endet?

Nein. Aber ich lasse nicht locker, dahinterzukommen, sobald ich die ersten paar Sätze formuliert habe. Sonst kann es gut möglich sein, dass die Geschichte entgleist, die Protagonisten sich selbständig machen und der Autor sich rettungslos in ein Geschehen verstrickt, aus dem es kein Entkommen gibt. Fazit: Der Roman ist kaputt und man kann von vorne beginnen. Ich entwickle nach der ersten Inspiration zuerst die Hauptcharaktere, schneide auf diese Personen die Geschichte in groben Punkten zu, d.h. Anfang, Wendepunkte, Krisen, Showdown, Kiss-off. Daraus erstelle ich dann die Story-Outline, in der ich jedes Kapitel mit nur einem Satz skizziere von A - Z. Und dann lege ich los.

 

Wie lange dauert die Arbeit an einem Buch?

Bei einem Roman dauert die Vollendung der Erstfassung i.d.R. ein Jahr. Danach heißt es, sich in Geduld fassen und den Text ein paar Monate nicht einmal von der Seite heimlich anzuschauen. Abstand halten. Nachdem das ausgestanden ist, schmiere man die Finger, stelle eine 10 Liter Kanne Kaffee bereit, wische sich den Angstschweiß ab und öffne seinen Text. Denn jetzt geht die Arbeit erst richtig los. Die Überarbeitung würde einen überrollen, würde man alles in einem Durchgang korrigieren wollen. Ich mache das in Teilstücken. Zuerst klopfe ich den Plot auf Logikfehler und Unstimmigkeiten ab, dann sehe ich mir die Figuren an, ob sie alles haben, was sie benötigen, um den Plot zu bewältigen. Später gehe ich ins Detail wie Dialoge, Redundanzen, Textstücke verschieben, Verortungen und Recherchen zu hinterfragen und vielleicht zu korrigieren. Zuletzt kümmere ich mich um Flüchtigkeitsfehler, Grammatik und dergleichen. Die Überarbeitung dauert wiederum einige Wochen bis Monate.

 

Wer ist ihr wichtigster Kritiker?

Meine Mutter. Sie ist unerbittlich.

 

Wie gehen Sie mit Kritik um?

Das kommt ganz auf den Kritiker, die Kritikerin an. Manchmal bin ich sauer, oft dankbar und glücklich, wenn Schwächen aufgedeckt werden, die mich weiterbringen.

 

Was ist für Sie gute Unterhaltungsliteratur?

Sie muss einem unters Brustbein mitten ins Herz gehen, wenn es sich um ein ernstes Thema handelt. Sie muss einem die Lachtränen herauslocken, ist es ein humorvoller Text. Aber sie muss immer, immer gut geschrieben sein!